Hausdurchsuchung wg. des Verdachts des Verkaufs von Hundefleisch
Ich bin ein unbescholtener Bürger und habe einen einwandfreien Leumund. Das Verhältnis zu meinen Nachbarn ist als tolerant zu bezeichnen, um es einmal vornehm auszudrücken.
Meine letzte Hausdurchsuchung liegt einen Monat zurück. Hätte eigentlich nicht dazu kommen sollen, ist aber nachvollziehbar. Mangels Beweisen mußte das Verfahren eingestellt werden. Schade eigentlich, da mir unterstellt wurde, sogenannte bewußtseinserweiternde Pflanzen anzubauen.
Dieses Mal war der Ablauf ein wenig anders. Ich hatte mich gerade aus den Federn gepuhlt (Original-Polnische-Gänsedaunen-Rupffedern, keine Ahnung, ob das den Viechern weh tut, wenn sie so gerupft werden), und einen Kaffee
aufgesetzt. Es klingelte an der Haustür, und durch den Spion sah ich einen Typen in verschlissener Jeansjacke. Gedanklich blickte ich zurück an die Heutelbeck-Werbung, wo ein junge Frau auf einem Pferd sitzt. Fast vollkommen nackt,
nur mit einer Jeansjacke bekleidet.
Naja, dieser Typ war nicht mein Fall. Er sah vielmehr wie ein Anzeigenverkäufer aus, von so einer Drückerkolonne. Energisch öffnete ich die Tür, um ihn zu verscheuchen. Er zückte seine
Dienstmarke, und sagte, daß der von der Kripo kommt. Au weia. Ich konnte nicht mehr klar denken, und eine Gänsehaut bedeckte meine muskulösen Unterarme.
Ich war neulich im Internet, und hatte einige Schmuddelbilder heruntergeladen. Aber daß die Jungs so schnell sind, hätte ich nicht gedacht.
Doch ich sollte mich getäuscht haben. Er kam nicht wegen der Schmuddelbilder, sondern wegen der Ankündigung auf meiner Seite hundefeind.de <...mehr>, eine Hundemetzgerei zu eröffnen.
So etwas sei nach gängiger Rechtsprechung nicht erlaubt, schon gar nicht auf einer belebten Einkaufsstraße.
“ob denn noch weitere Gründe für seinen Besuch vorliegen”, fragte ich ihn.
Er druckste etwas herum, meinte dann aber, wie mich eine Nachbarin beobachtet hatte, wie ich Fleischabfälle in der Biotonne entsorgt hätte.
Ich erinnerte mich an unsere Nachbarin Christine K., wie sie mich eines Abends ansprach, daß in die Biotonne nur kompostierbare Abfälle gehören. “Jaja, ich weiß, aber jetzt verzieh Dich du Zicke” sagte ich damals. Doch sie blieb standhaft, und erwähnte, daß von Fleischabfällen nur Ungeziefer und Ratten angelockt werden. In die Biotonne darf nur Rasen- und Strauchschnitt sowie ungekochtes Gemüse gefüllt werden. Maximal sind Kaffeefilter erlaubt, aber auch nur in geringer Beimischung.
Christine ist recht engagiert, und so unrecht hat sie nicht. Ich glaube, sie ist auch im Tierschutz recht engagiert.
Kein Problem, da ich Tiere mag. Ich mag Schweine, und auch Rind. Am liebsten gegrillt.
An diesem Abend wollte ich sie etwas schocken, und sagte: “Frau Christine, sie mögen ja recht haben, aber Ratten mögen durchaus Hundeabfälle. Bei uns gab es vorhin Hundefilets, und die Reste sind genau das richtige für die Biotonne. Da die Leerung am nächsten Werktag erfolgt, dürfte es auch keine Probleme mit angelockten Ratten geben”. Vielleicht haben noch einige sträunende Katzen etwas Appetit auf gut abgehangenes Hundefleisch, dachte ich mir, drehte auf den Haken um, und ließ Christine mit halb geöffnetem Mund im Abseits stehen.
Tja, wer hätte es gedacht. Die Kripo kam anscheinend nicht grundlos vorbei. Es besteht der Anscheinsbeweis, daß Christine heulend zum örtlichen Polizeirevier gelaufen ist.
Normalerweise kümmert sich die Polizei nicht um Nachbarschaftsstreitigkeiten. Doch bei dem Verdacht auf Straftaten muß sie handeln. So ist zu erklären, daß sie der Sache mit dem nötigem Enthusiasmus nachgehen mußten.
Zum Glück war der Besucher recht umgänglich, und sobald es wärmer ist, wollen wir uns mal außerhalb der Dienstzeit treffen. Ich empfahl ihm zur Vorbereitung die Seite Grillsportverein, und auch Hundefleisch will er mal probieren.