Schwarze Kleidung als Hitzeschutz
Schwarze Klamotten gehören zur Gothic-Szene, und sie schützen vor der sengenden Hitze.
Der Sommer des Jahres 2003 läßt sich als Jahrhundertsommer bezeichnen. Zum
ersten Mal wurden Temperaturen über 40 Grad Celsius gemessen. Der Sommer
war sehr lang, heiß und trocken. Die Klimaanlagen liefen auf
Hochtouren,
hatten aber ihre Schwierigkeiten, gegen die Hitze anzukommen.
Nicht überall waren Klimaanlagen verfügbar. Zuhause haben wir keine
Klimaanlage, und auch in der Firma gibt es eine Klimaanlage nur dort, wo
es
aus technischen Gründen sinnvoll ist.
Hierzu gehört der Serverraum, wo die ganzen Computer stehen, und auch der
Lagerraum für das Papier. Insbesondere die großen Papierrollen und auch das
bereits fertig geschnittene
Papier muß klimatisiert aufbewahrt werden. Bei
Papier spielt die Temperatur nur eine sekundäre Rolle. Viel wichtiger ist
das Einhalten der Luftfeuchtigkeit. Sonst wird es schnell wellig, bzw.
nimmt zuwenig Druckerschwärze
an. Bei zu feuchtem Papier hingegen ist die
Farbseperation problematisch. Die Farben laufen zusammen, werden schnell
unrein, und die Dichte stimmt nicht mehr.
In Ermangelung einer Klimaanlage am Arbeitsplatz, der sich
obendrein noch
an der Südseite befindet, machte ich mir Gedanken, wie man sich passiv
gegen Hitze schützen kann.
Wie kleiden sich denn Menschen, bei denen es regulär unangenehm warm ist?
Schauen wir uns die Nomaden
an. Für unsere Schönheiten, die nur im Bikini
bekleidet am Strand liegen, ein ungewohntes Bild. "wie kann man sich bei
der Hitze nur so dick anziehen?" fragen sie berechtigterweise.
Die Menschen aus den
Wüstengemeinden tragen dunkle Kleidung. Zunächst aus
praktischen Gründen. Trinkwasser ist knapp, und Wasser zum Wäsche waschen
zu verwenden, wäre eine Verschwendung. Bei dunkler Kleidung hingegen fällt
der Wüstenstaub
nicht so auf, und man kann die Kleidung wesentlich länger
tragen bis sie unsauber aussieht.
Doch für die Wüstenmenschen selbst gelten andere Aspekte: schwarze bzw.
dunkle Kleidung isoliert sehr gut gegen
Hitze!
Denken wir an den Physikunterricht zurück, mag man es zunächst nicht
glauben. Denn es gelten physikalische Grundsätze.
a) weiß reflektiert Licht
b) schwarz absorbiert Licht
Wärme ist im Grunde
genommen nichts anderes als Licht. Es handelt sich um
langwelliges, also infrarotes Licht.
Legen wir einmal eine schwarz lackierte Stahlplatte in die pralle Sonne, so
wird sie glühend heiß. Viel heißer als die
danebenliegende weiße
Stahlplatte.
Somit ist das kleine Physikexperiment der Strahlungslehre richtig.
Bei Kleidung sieht es aber anders aus. Bei heller Kleidung gelangt ein
großer Teil der Strahlungswärme auf
die Haut. Die Haut heizt sich also
innerlich auf. Hierzu muß man wissen, daß die infrarote Strahlung eine
größere Eindringtiefe als sichtbares Licht hat.
Schwarze Kleidung aus Naturmaterialien hingegen nimmt zwar die
sichtbare
Strahlung auf (Absorption), reflektiert aber den infraroten
Strahlungsanteil.
Ganz klar, schwarze Schafe schwitzen ja auch nicht in der Sonne.
Ein einfaches Experiment genügt. Zieht mal ein schwarzes Hemd
bzw.
Sweatshirt aus Kunstfaser in der prallen Mittagssonne an. Es dauert keine
zehn Minuten, und der Schweiß kommt aus jeder Pore.
Bei einem Sweatshirt aus Baumwolle hingegen ist es schon angenehmer. Die
Hitze
scheint nicht so schnell durchzukommen.
Und jetzt nehmt mal einen dicken schwarzen Winterpullover, der aus reiner
Schurwolle gestrickt ist.
Die Sonne hat keine Chance hindurchzukommen. Unter dem Pullover stellt
sich
ein angenehmes Mikroklima ein.
Je dicker der Pullover ist, desto besser isoliert er.
Die restliche Strahlungswärme läßt sich dadurch abhalten, daß man *unter*
dem Pullover ein weiteres Kleidungsstück trägt.
Dieses sollte möglichst
hell sein, um die umgewandelte Infrarotstrahlung nach außen hin zu
reflektieren.
Bitte nicht die Beine vergessen. Unter einer schwarzen Jeans sollte man
eine lange Unterhose tragen. Man spürt
sofort den klimatisierenden Effekt.
Eine noch bessere Kühlung erreicht man, wenn man statt eines Pullovers eine
lange Kutte oder ein Strickkleid trägt. Die Kutte bzw. das Strickkleid
sollte ebenfalls aus wirklich sehr
dicker Wolle gestrickt sein. Erst dann
spürt man die klimatisierende Wirkung.
Ein weiterer Vorteil beim Tragen eines Strickkleids: von unten kann kühle
Luft eindringen, durch die Erwärmung wird sie nach oben
transportiert, und
somit entsteht innerhalb des Strickkleids ein angenehmer Luftaustausch.
Wichtig: auch hier am besten mehrschichtig kombinieren.
Aktueller Linktip:
Interview mit Ambrosius - einem Träger schwarzer Klamotten
Schwarz - eine physikalisch/technische Betrachtung der Farbe Schwarz
Fazit schwarze Klamotten sind kult! Und man sollte schwarze Kleidung mehrschichtig tragen, wobei man nicht so übertreiben sollte wie im Reich-der-Wolle.
Andererseits kann es schon sinnvoll sein, nicht so dünne Garne zu verwenden, sondern ähnlich wie bei einem Islandpullover richtig schön dicke Schurwolle, siehe auch meinen Beitrag zum Thema Norweger
< Home > < korrekt gekleidet > < Norwegerpullover >
< altmodische Kleidung > < Strickkleidung >